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Frauenleiche im Neusiedler See - Geständnis, Opferidentität ungeklärt

Bei einer der Schilfhütten schlug der Suchhund an
Bei einer der Schilfhütten schlug der Suchhund an ©APA
Die Identität einer verstümmelten Frauenleiche, die Mitte April im Neusiedler See im Burgenland aufgefunden worden war, ist noch nicht geklärt. Ein seit Sonntag als mutmaßlicher Täter in U-Haft sitzender Mann habe ein umfangreiches Geständnis abgelegt und die Tötung und Zerstückelung der Frau zugegeben, gaben die Ermittler am Mittwoch in Eisenstadt bekannt.
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Beim Beschuldigten handle es sich um einen 1955 geborenen Österreicher mit Wohnsitz in Wien. Er sei im Oktober 2016 aus dem Maßnahmenvollzug bedingt entlassen worden, sagte Verena Strnad, Sprecherin der Staatsanwaltstadt Eisenstadt. Sie verwies auf das “massiv einschlägig getrübte Vorleben” des Mannes, der zuvor in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht gewesen war.

63-Jähriger wollte Leiche kosten

Der Beschuldigte habe angegeben, die Frau Ende März in seiner Wohnung in Wien im Streit getötet zu haben. Danach habe er die Leiche mehrfach zerteilt, ins Burgenland gebracht, wo er Pächter einer Seehütte war, und mit einem Elektroboot in die Ruster Bucht transportiert und versenkt. In einer Tiefkühltruhe entdeckten die Ermittler weitere eingefrorene Leichenteile. “Er habe vorgehabt, sie zu einem späteren Zeitpunkt kosten zu wollen”, habe der Verdächtige ausgesagt, berichtete Strnad.

DNA-Spur des Opfers in Wohnung

“Der Beschuldigte hat bei der ersten Einvernahme versucht, eine falsche Spur zu legen”, berichtete Harald Brenner (LKA, Einsatzbereich Leib und Leben). Nachdem eine Tatortgruppe des Landeskriminalamts Wien die Opfer-DNA in der Wohnung des Mannes entdeckte, habe er aber ein “umfangreiches Geständnis abgelegt”.

In der Bootsgarage des Mannes sowie in seiner Seehütte, zwei der insgesamt drei im Auftrag der Staatsanwaltschaft durchsuchten Objekte in seinem Besitz, waren zuvor keine unmittelbaren Hinweise auf das Opfer entdeckt worden. Das Profil der noch unbekannten Frau befand sich bisher nicht in der Polizeidatenbank. Ihr genetischer Fingerabdruck sei aber bei einem Einbruchdiebstahl in ein Wiener Kellerabteil vom Frühjahr 2017 aufgetaucht – der Zusammenhang sei noch unklar.

Am Vormittag des 13. April war der Torso der Frau im Bereich der Ruster Bucht von einem Fischer gefunden worden. Der Kopf wurde noch am selben Abend von der Cobra aus dem Neusiedler See geborgen. Polizeitaucher und Leichenspürhunde sowie die Feuerwehr Rust mit einem Sonargerät waren in den Folgetagen im Einsatz und entdeckten weitere sterbliche Überreste. Noch fehlen Teile, wie die Hände und die Unterschenkel. Der Beschuldigte habe zugegeben, den Kopf und die Unterarme abgeschnitten und den Torso selbst noch einmal durchtrennt zu haben, sagte Brenner.

Tatort Wien

“Das Strafverfahren wird nach Wien verlegt werden, weil der Tatort offensichtlich in Wien war”, erwartet Wagner. Im Burgenland sei lediglich die Leiche versenkt worden. Nach österreichischem Strafrecht gebe es die Tatortzuständigkeit, daher werde auch Wien zuständig sein.

“Riesigen Handlungsbedarf” ortet die Verteidigerin im Bereich des Maßnahmenvollzuges. Der 63-Jährige sei in Vergangenheit zweimal wegen Gewaltdelikten verurteilt worden und insgesamt 30 Jahre im Gefängnis gesessen. “Er war sicher in einem extremen psychischen Stress nach der Entlassung. Ich glaube, dass er in Freiheit verloren war.”

Kritik an Maßnahmenvollzug

In der Haft verliere man auch alle sozialen Bindungen: “An so einem Fall sieht man, wie problematisch das alles ist.” Psychiatrie sei nicht die exakte Wissenschaft wie die Mathematik. Umgekehrt gebe es Fälle, wo Leute aufgrund von psychiatrischen Gutachten ewig in Haft schmoren würden, weil sie einmal eine gefährliche Drohung gemacht hätten und dann zehn Jahre eingesperrt seien.

Die Tat dürfte womöglich noch nicht so lange zurückliegen und womöglich im März verübt worden sein. Sie habe den Eindruck, der gebürtige Burgenländer, der seit der Kindheit in Wien lebte, sei durchaus kooperativ. Ihr Mandant sei 63 Jahre alt: “Er weiß genau, was es geschlagen hat. Er weiß, er wird in Haft sterben.”

(APA)

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