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Hintergrund des Ottawa-Anschlags weiterhin offen

Das Attentat wirft noch immer viele Fragen auf
Das Attentat wirft noch immer viele Fragen auf
Nach dem Attentat im Regierungsviertel der kanadischen Hauptstadt Ottawa mit zwei Toten suchen die Behörden weiter nach möglichen Hintermännern. Polizei und Justizbehörden hielten sich mit Angaben zu dem Verbrechen stark zurück. Auch zwölf Stunden nach dem Anschlag war noch unklar, ob es sich um einen Einzeltäter handelte oder ob er Komplizen hatte.
Video: Schießerei wurde gefilmt
Die Bilder vom Tatort in Ottawa
Ottawa: Schüsse in Parlament

Auch zur Frage, ob es einen islamistischen Hintergrund gebe, nahm die Polizei nicht Stellung. Bei dem Attentat war der 24-jährige Soldat Nathan Cirillo an einem Kriegsdenkmal erschossen worden. Zeugen zufolge drang der Täter anschließend in das nahegelegene Parlamentsgebäude ein und wurde von Polizisten verfolgt. Demnach lief er zunächst an dem Raum vorbei, in dem sich Regierungschef Stephen Harper aufhielt, und wurde vor der Parlamentsbibliothek schließlich erschossen.

“Es ist genau vor unserer Tür passiert”

“Harper hat mit Leuten aus seiner Fraktion gesprochen, als es plötzlich einen lauten Knall gab, gefolgt von einen Ra-ta-ta-ta an Schüssen”, sagte das Kabinettsmitglied Tony Clement. “Es ist genau vor unserer Tür passiert.” Harper war nach den ersten Schüssen sofort in Sicherheit gebracht worden. Drei Menschen wurden im Krankenhaus behandelt, konnten dieses aber nach Angaben der Klinik kurz darauf wieder verlassen.

Schießerei wurde mitgefilmt

Das kanadische Fernsehen zeigte dramatische Bilder aus dem Parlamentsgebäude: Schwer bewaffnete Polizeibeamte rannten geduckt über die Gänge, als Schüsse fielen. Abgeordnete und Parlamentsmitarbeiter verbarrikadierten sich in Büros. Parlamentarier twitterten, dass etwa 30 Schüsse zu hören gewesen seien.

Kanada: Zweiter Anschlag in einer Woche

Es war der zweite Anschlag in Kanada in dieser Woche. Am Montag hatte ein 25-jähriger mutmaßlicher Islamist zwei Soldaten mit einem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Ob es eine Verbindung zwischen den Taten gibt, war unklar. Am Dienstag erhöhte die Regierung die Terror-Warnstufe und begründete dies mit Beobachtungen von extremistischen Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) und Al-Kaida. Ministerpräsident Harper nannte die Tat “brutal und gewalttätig”. Bei einer TV-Ansprache kündigte er ein stärkeres Engagement seines Landes im Kampf gegen den internationalen Terrorismus an. Kanada lasse sich nicht einschüchtern, sagte er. Einzelheiten zu der Attacke nannte Harper nicht.

Polizei: Keine Gefahr mehr für Bevölkerung

Am Abend (Ortszeit) hob die Polizei Absperrungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen in Ottawas Innenstadt wieder auf. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr mehr, hieß es. Abgeriegelt blieb das Gebiet um das Parlament. Die Polizei verwies auf die fortlaufenden Ermittlungen.

Angreifer war als “hochgefährlich” eingestuft

Laut Medienberichten handelt es sich bei dem mutmaßlichen Attentäter um den 32-jährigen kanadischen Staatsangehörigen Michael Zehaf-Bibeau. Der bei dem Anschlag ums Leben gekommene Mann sei erst kürzlich als “Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko” (“high-risk-traveller”) eingestuft worden, berichtete die Zeitung “Globe and Mail” unter Berufung auf namentlich nicht genannte Behördenquellen. In weiteren Medienberichten hieß es, er stehe auf einer Liste von 90 Personen, die wegen einer möglichen Terrorgefahr beobachtet werden. Der TV-Sender CNN berichtete unter Berufung auf nicht genauer beschriebene Quellen, der mutmaßliche Attentäter sei kürzlich zum Islam übergetreten.

Hintergrund weiter offen

Gilles Michaud von der Royal Canadian Mounted Police räumte ein, dass es noch Unklarheiten gebe. Viele Fragen könnten noch nicht beantwortet werden. “Aber ich verspreche Ihnen diese Antworten, sobald wir sie haben.” Nach Angaben der Polizei hatte es zuvor keinen konkreten Hinweis auf das Verbrechen gegeben.

US-Präsident Barack Obama wurde ständig über die Lage unterrichtet. Er sagte Harper in einem Telefonat Solidarität zu. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich geschockt.

Kanada gehört der internationalen Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Nahost an. In Washington wurde die Bewachung am Grab des unbekannten Soldaten verstärkt. (APA)

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