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Ende: Seestadt-Projekt wird gestoppt!

Aus für die Seestadt in Bregenz! Nach beinahe zehn Jahren Vorarbeit verkündeten die Verantwortlichen das Ende für das Projekt. Hauptgrund ist die nicht gegebene Wirtschaftlichkeit.
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Knalleffekt bei der Pressekonferenz am Freitag zur Seestadt: Die Projektverantwortlichen – Bernhard Ölz von der Prisma Holding AG, SES-Geschäftsführer Marcus Wild und Guntram Drexel von der Kaufleute-Familie Drexel verkündeten das Ende für die Seestadt Bregenz.

Ölz: Seenähe hätte zu Kostenexplosion geführt

Bernhard Ölz führte aus, dass es sich aus seiner Sicht um ein gutes Projekt gehandelt habe. Die Verantwortlichen nähmen auch Kritik gerne auf – allerdings betont er, dass er mit er Art der vorgetragenen Kritik am Projekt nicht einverstanden gewesen sei, besonders, wie dies in der letzten Zeit geschah. Ausschlaggebend für das Aus sei allerdings gewesen, dass die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben gewesen wäre. Grund: Gestartet sei man mit Vorgaben von 100 Millionen Euro Kosten. Nach derzeitigem Stand hätte das Projekt 140 Millionen gekostet.

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Hauptproblem sei der Untergrund in Seenähe. Es sei extrem schwierig, in 10 bis 12 Metern Tiefe ein zweites Untergeschoss zu realisieren. Dies liege nicht nur am Wasser, sondern an den unterschiedlichen Sedimenten – Seeton und Kies. Somit habe sich speziell die zweite Tiefgaragenebene – Kosten pro Stellplatz: 80.000 Euro – als extremer Kostentreiber entpuppt. Man könne diese Ebene aber nicht einfach weglassen, weil man diese Parkplätze für das Projekt benötige, stellte Ölz fest. Die Höhe der dafür notwendigen Ausgaben wären eine extreme Überraschung gewesen. Das Projekt sei unter diesen Umständen nicht entsprechend weiterzubringen gewesen. Ironie des Schicksals: Diese Woche wurde die letzte für den Baubescheid ausstehende Einigung mit zwei Anrainern erzielt.

“Es ist einfach nicht machbar”

Doch nicht nur die Kostenexplosion, auch sei keine zufriedenstellende Lösung mit dem Seequartier in Sicht gewesen. Ölz: „Es ist einfach nicht machbar“. Maßgeblich für das Projektende seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gewesen, allerdings hätte die gegenwärtige Situation die finale Entscheidung beschleunigt. Bislang investiert habe man in Summe sechs Millionen Euro. Ein Verkauf des Grundstücks sei nicht angedacht – trotz guter Angebote.

Ölz verweist auf viele Beschlüsse

Bernhard Ölz stellte in seinen Erläuterungen das Projekt und dessen Werdegang nochmals vor. Er hob hervor, dass es um eine Stadterweiterung mit vielen Effekten gegangen sei. Die Fußgängerzone wäre belebt worden, die Bahnhofstraße hätte einen Attraktivitätsschub erhalten. Viele Einkaufsplätze und auch neue Plätze für die Gastronomie – samt Blick zum See – wären entstanden. Er verwies auf viele Einstimmige Beschlüsse der Stadt, das Projekt durchzuführen, ausgehend mit dem Jahre 2009. 2010 gab es die ersten Architektenwettbewerbe. 2014 sei man mit der Einreichplanung beschäftigt gewesen – hier sei auch nichts verändert worden, so Ölz, der betonte, Gerüchten entgegenwirken zu wollen.

SES-Wild zeigt sich über Kritik verwundert

Marcus Wild von Spar European Shopping Centers lobte zu Beginn die Herangehensweise an das Projekt: Fast nie habe er eine derart präzise Einbindung der Bevölkerung, Architekten sowie der Politik erlebt. Allerdings zeigt auch er sich verwundert über die Kritik am Projekt. Das Projekt hätte aus seiner Sicht ein extremes Upgrading für Bregenz bedeutet, nicht zuletzt aufgrund der laut Wild „grandiosen Planung“. Die Seestadt hätte eine extreme Frequenzbelebung zur Folge gehabt, 500 Arbeitsplätze wären geschaffen worden. Für Bregenz sei eine Riesenchance verpasst worden. „Ich bedaure das zutiefst. Ich bedaure, dass wir das vernetzte Quartier so nicht umsetzen konnten“, so Wild.

Wild: Momentum ist weg

Nun sei das Momentum weg. Wild verweist auch auf „Konkurrenzprojekte“ – etwa in Memmingen, Singen, aber auch Lindau – welche realisiert würden. Allein das Projekt in Lindau würde die Größe der Seestadt überschreiten. Er verstehe nicht, dass es eine der Vorgaben gewesen sei, in der Tiefgarage auch Fahrradparkplätze zu machen – nicht alles könne Privaten aufgebürdet werden. Bregenz müsse intensiv an der Parkplatzsituation arbeiten.

Guntram Drexel: “Chance verpasst, in anderer Liga mitzuspielen”

Guntram Drexel spricht von einer vertanen Chance, in Bregenz einen weiteren Attraktionspunkt zu setzen – man hätte die Chance gehabt, in einer anderen Liga mitzuspielen. Er verweist auch auf internationale Partner, die gewonnen werden konnten. Man sei aber der Wirtschaftlichkeit verpflichtet, das Projekt müsse sich tragen. Die Auswirkungen werden laut Drexel nicht nur in Bregenz zu spüren sein: Ganz Vorarlberg stehe in Wettbewerb mit den Nachbarn Deutschland und Schweiz. Was den Bodenseeraum hierbei für Wirtschaftstreibende interessant mache, sei das hohe Bevölkerungswachstum und die hohe Kaufkraft – und das Gebiet verfüge über ein Einzugsgebiet von 1,5 Millionen Einwohnern. Es sei wichtig, diesen Menschen Angebote zu liefern. Dies sei in Bregenz aber anscheinend nicht realisierbar gewesen.

“Es tut uns leid”

Die Seestadt hätte zur Speerspitze der wirtschaftlichen Entwicklung des Rheintals – die Agglomeration Rheintal stelle ja eine der größten Städte Österreichs dar – werden können. Insofern habe das Aus für das Projekt Auswirkungen für die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Region. Drexel: „Es tut uns leid, dass wir das nicht realisieren können“.

Ausführliche Berichterstattung zum Thema Seestadt-Ende in der Samstags-Ausgabe der VN!

(APA/Red./Daniel Pichler)

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