AA

"Ein Brennpunkt mit sehr hoher Frequenz!"

Der Bahnhof Dornbirn ist der meistfrequentierte Platz in Vorarlberg.
Der Bahnhof Dornbirn ist der meistfrequentierte Platz in Vorarlberg. ©MiK
Dornbirn - WANN & WO hat sich auf Grund der neusten Vorfälle bei Polizei, ÖBB und anderen Beteiligten am Bahnhof umgehört.

Der Bahnhof Dornbirn ist ganz sicher ein belebter Platz, an dem sich viele verschiedene Menschen treffen – immer wieder hört man von Vorfällen, wie erst kürzlich über den vom 22. Juni, als ein 17-jähriger Afghane einer 37-Jährigen unter das T-Shirt an die Rippen gefasst hat. Vom Vorwurf der sexuellen Nötigung wurde er zwar freigesprochen, wegen versuchter Nötigung aber verurteilt.

„Wurden für Maßnahmen bereits ausgezeichnet“

Deshalb hat sich WANN & WO vor Ort bei den umliegenden Geschäften und Institutionen umgehört, um sich ein Bild von dem Brennpunkt zu machen. Aber auch bei der Polizei sowie der ÖBB und der Stadt Dornbirn wurde nachgehakt. Bürgermeisterin Andrea Kaufmann befasst sich schon länger mit dem Dornbirner Bahnhof: „Das ist eine Thematik, mit der wir uns schon ewig beschäftigen. Grundsätzlich hat sich in den vergangenen Jahren nichts verändert. Der Bahnhof ist einfach ein Brennpunkt mit einer sehr hohen Frequenz von Menschen. Im Rahmen der Initiative ‚Gemeinsam sicher‘ wurden wir bereits vom Innenministerium für Maßnahmen am Bahnhof ausgezeichnet.“ Ebenfalls zu erwähnen sei das Treffen aller Player am Bahnhof – diese begegnen sich regelmäßig und besprechen die aktuelle Lage. Dazu gehören etwa Streetworker der OJA Dornbirn, Kaplan Bonetti, Vertreter von ÖBB und Stadtbus, der Stadt selbst sowie der Polizei. „Aber auch der neue Jour fixe, der fast wöchentlich stattfindet, funktioniert sehr gut, um Erfahrungen und Beobachtungen untereinander auszutauschen.“

„Führt manchmal zu Spannungen“

Auch von Seite der ÖBB gebe es immer wieder Verbesserungen, um die Sicherheitslage aufrecht zu erhalten: „Generell ist zu sagen, dass sich Kunden am Bahnhof Dornbirn mit einer Frequenz von rund 10.000 Personen täglich sicher fühlen können. Dies zeigen objektive Sicherheitskennzahlen. Das Aufeinandertreffen zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen führt manchmal zu Spannungen. Dies auch, weil es leider immer wieder unbelehrbare Personen gibt. Dabei möchte ich betonen, dass unsere Züge und Bahnhöfe allen Menschen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft etc. – zur Verfügung stehen und nach geltenden Regeln genutzt werden können. Wer dagegen verstößt, kann des Bahnhofs verwiesen werden“, so Christoph Gasser-Mair, Pressesprecher der ÖBB. Die Sicherheit der Fahrgäste und auch der eigenen Mitarbeiter sei den ÖBB ein großes Anliegen. Deshalb wurden und werden auch in Zusammenarbeit mit Partnern, wie etwa der Stadtpolizei, laufend Maßnahmen gesetzt. Dazu sei beispielhaft das Alkoholkonsumationsverbot in Kooperation mit der Stadt Dornbirn zu erwähnen, das eine wesentliche Verbesserung der Situation bzw. einen Rückgang von Vorfällen gebracht habe.

„Immer auch mobile Securitys zur Verfügung“

„Das Sicherheitskonzept sieht vor, dass der Bahnhof Dornbirn an sieben Tagen in der Woche von 6.30 bis 22.30 Uhr von je zwei ÖBB-Securitymitarbeitern überwacht wird. Darüber hinaus steht rund um die Uhr ein Team von mobilen Securitymitarbeitern zur Verfügung, das nach abgestimmten Einsatzplänen die Bahnhöfe in Vorarlberg patroulliert. Zusätzlich haben wir in der Spätschicht eine Hundestreife im Einsatz, welche unsere Mitarbeiter begleitet, um das Sicherheitsgefühl noch mehr zu steigern. Diese kommt vor allem bei den Reisenden sehr gut an.“

„Regelmäßige Kontrollen“

Auch durch die Bundespolizei finden regelmäßig Kontrollen – in Uniform und Zivil – statt, wie die Stadt Dornbirn, aber auch die Polizei bestätigt. Polizeikommandant Walter Fetz berichtet von den Treffen und der Drogen-Thematik am Bahnhof: „Die Treffen finden zusammen mit der Stadt, der Bahn sowie der Polizei und dem Land statt. Hier werden aktuelle Themen miteinander besprochen, um die Sicherheit, aber auch das Wohlbefinden der Menschen zu gewährleisten“, so der Polizist.

Drogen-Kontrollen am Bhf?

Auch die Frage, wie es um den Bahnhof als Drogenumschlagplatz aussieht, kann Polizeikommandant Fetz beantworten. „Bezüglich Drogen ist zu sagen, dass es am Bahnhof Dornbirn nicht mehr Vorfälle gibt oder gab, als an anderen belebten Plätzen in Vorarlberg – wie etwa bei den Seeanlagen in Bregenz.“

Planung der Polizeistation

Ende 2018 oder Anfang 2019 wird voraussichtlich mit dem Bau der Polizeistation am Bahnhof begonnen. Diese befindet sich laut Bürgermeisterin Kaufmann in der Detailplanung. Sie ist davon überzeugt, dass sich die neue Station positiv auf das subjektive Sicherheitsgefühl auswirken wird. Auch vor Ort haben einige das Bedürfnis nach mehr Polizeipräsenz am meist frequentierten Ort Vorarlbergs. Viele hoffen, dass durch die geplante Polizeistation und die stärkere Präsenz auch etwas mehr Ruhe einkehrt.

Bahnhof Dornbirn im Fokus

Am Bahnhof Dornbirn begangene Straftaten füllen eine breite Palette an Vergehen. 2017 wurden unter anderem Diebe, Sexualstraftäter, Drogenhändler und als kurioser Höhepunkt ein Angreifer mit Messer, Pfeil und Bogen festgenommen. Aufsehenerregend war zuletzt auch der Prozess gegen einen jungen Afghanen, der zwar vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen, jedoch wegen versuchter Nötigung verurteilt wurde.

Neues Polizeigebäude am Bahnhof in Planung

Nach jahrelangen Verhandlungen haben Innenminister Wolfgang Sobotka und Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (beide ÖVP) im Juli einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Die Baukosten betragen rund sechs Millionen Euro, die Fertigstellung ist im Winter 2020/21 geplant. Bis zu 70 Polizisten werden vorerst dort arbeiten.

3 Statements zum Bahnhof in Dornbirn

Martin Brecher, OJA Dornbirn: „Die Mobilen Jugendarbeiter sind regelmäßig am Bahnhof vor Ort unterwegs. Wir treten außerhalb des Jugendhauses mit Jugendlichen in Kontakt und schaffen dadurch einen Zugang zu den Angeboten in den Jugendhäusern.“
Cornelia Matt, Kaplan Bonetti: „Die Rohrbacher Seite des Bahnhofs sieht nun gepflegter aus, als vor der Renovierung. Die Lebensqualität der Bewohner sowie der Nachbarn ist in den letzten Jahren gestiegen, die Situation hat sich erheblich beruhigt.“
Walter Fetz, Polizeikommandant: „Früher fanden alle zwei Wochen Treffen statt, um die aktuelle Lage zu besprechen. Heute werden diese nur noch alle zwei Monate durchgeführt, je nach Anlass finden am Bahnhof häufiger Kontrollen statt.“

Kommentar – „Alles im Griff?

Der Dornbirner Bahnhof ist ein Platz, an dem sich viele Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten und Ansichten treffen. Klar ist auch, dass hier nicht immer alles rund läuft. Deshalb habe ich mich bei den Geschäften und Institutionen vor Ort über die Situation umgehört.

Offizielle Statements zu bekommen war schwierig, viele wollten zu ihrem eigenen Schutz nicht namentlich oder mit Foto erwähnt werden. Deshalb gibt es hier einen zusammengefassten Auszug.

Zuerst scheint es so, als gäbe es keine Probleme. Auskunft gibt es meistens erst nach mehreren Nachfragen. Die Situation hätte sich in den letzten Jahren aber nicht verändert – nur vor zwei Jahren hätte es größere Probleme mit Bettlern gegeben. Ein Problem mit den Flüchtlingen sieht aber niemand, diese „fallen gar nicht auf“. Viele haben jedoch das Müllproblem angesprochen und, dass sie gerne mehr Polizeipräsenz am Bahnhof hätten. Einige freuen sich über den geplanten Posten.

Ein Mitarbeiter spricht jedoch von „totalem Chaos am Bahnhof“. Oft müsse ein Security anrücken, um zu helfen, mehrmals schon sei die Polizei gerufen worden, um die Menschenansammlungen unter Kontrolle zu bringen. Nicht immer würde man sich bei der Arbeit sicher fühlen – vor allem nicht früh morgens. Andere erzählen mir, dass die Nummer des Securitys immer griffbereit sei. Wieder andere mieten sich extra Securitys für ihre Geschäfte – nur ein einziger berichtet davon, alles im Griff zu haben.

Passieren würde aber trotzdem immer wieder etwas, „so, wie an jedem anderen großen Platz auch.“

(WANN & WO)

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Dornbirn
  • "Ein Brennpunkt mit sehr hoher Frequenz!"