Im vergangenen Jahr wurde in Vorarlberg ein neuer Rekord aufgestellt: Mit 1129 Neugründungen von Unternehmen liegt der Wert auf einem neuen Höchststand. Auf das ganze Jahr gerechnet wurden pro Tag rund vier Unternehmen gegründet. Das entspricht einem Plus von 10,5 Prozent und liegt zudem deutlich über dem Österreichschnitt von 1,1 Prozent. Doch warum wurden 2018 ganze 100 Unternehmen mehr als im Vorgängerjahr gegründet?
Infrastruktur begünstigt Neugründungen
Christoph Böckle vom Studio Alpinisti in Götzis ist ein sogenannter “Business Angel”: Er ist schon seit 20 Jahren im Bank- und Finanzbereich tätig und hat in den letzten 10 Jahren rund 30 Unternehmen gegründet, gekauft oder sich an ihnen beteiligt. Besonders die Infrastruktur sei am Ende des Tages das, was eine Neugründung so attraktiv mache. “Investments im ersten Schritt sind klein”, erklärt Böckle. “Heute in der digitalen Welt mit diesen ganzen Kommunikationsmöglichkeiten ist es viel günstiger ein Unternehmen zu gründen und dadurch ist das Risiko für Gründer deutlich kleiner.” Auch die Digitalisierung sei ein wichtiger Punkt: “Man kann heute online Geschäftsideen günstig testen. Man schaltet die Webseite online und kann sehen, ob irgendjemand draufklickt.” Dies sei ein entscheidender Vorteil in der heutigen Zeit: Früher hätten Neugründer teilweise ein Geschäftslokal gemietet und die Einrichtung gezahlt, nur um später feststellen zu müssen, dass keine Laufkundschaft vorbeikomme.
Ein Auge auf Wettbewerber haben
Um herauszufinden, welche Branche das meiste Potential für eine Neugründung berge, müsse man sich als Gründer zuerst klar darüber werden, was man überhaupt machen wolle, so Böckle. Es sei essentiell, “dass man sich den Wettbewerb anschaut, darauf achtet ob er schon sehr stark oder noch schwach ist.” Als Beispiel nennt der Business Angel hier den Finanzdienstleistungsbereich. “Es ist so, dass Banken bis vor 10 Jahren einfach nicht digital waren. Jeder, der in den Markt einstieg, hatte den Vorteil, dass er Wettbewerber hatte, die zwar viel Geld hatten, aber keine Ahnung, wie sich der Markt entwickelt”, veranschaulicht der Experte. “Darum glaube ich, ist es ganz ganz wichtig, sich zuerst den Markt, die Wettbewerber und auch das Kundenverhalten anzuschauen.”
Auf eigene Fähigkeiten vertrauen
Der Götzner hat außerdem Tipps für zukünftige Gründer parat: “Zwei Sachen sind wichtig. Erstens: Man muss das, was man macht, lieben und sich dort bis ins Detail auskennen”, meint Böckle. Das sei aber auch gleichzeitig das allergrößte Risiko: “Dass sie sich quasi in ihre Idee und in ihre Fähigkeiten verliebt haben, sich aber den Markt und den Wettbewerb nicht angeschaut haben und auch die Eintrittsbarrieren.” Oft würden Unternehmer den gesamten Konkurrenzbereich ausblenden. Dabei sei nicht nur die direkte, sondern auch die indirekte Konkurrenz zu beachten. “Auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen und auch wirklich das Produkt, das man macht lieben. Man darf aber den Markt nicht außer Acht lassen und sollte vor allem auch beratungsoffen sein”, betont der Vorarlberger Business Angel abschließend.
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