Ist man ein #Boehmermann ist es Kunst, ist man Rapper landet es auf dem Index. Fickt Euch Ihr Feuilleton Lutscher!!!
— Bushido (@bushido) April 9, 2016
Mit diesem Tweet wirft Bushido die Frage nach der Vergleichbarkeit von Satire und Rap auf. Denn viele seiner Songs wurden wegen unangemessenen Textzeilen auf den Index gesetzt. Darunter auch das Lied „Stress ohne Grund“, in dem Bushido mehrere Politiker wie Klaus Wowereit, Claudia Roth und Serkan Tören beleidigt. Er singt: „Du wirst in Berlin in deinen Arsch gefickt wie Wowereit“ oder „Ich will, dass Serkan Tören jetzt ins Gras beißt“. Wegen dieser Aussagen hatten Wowereit und Tören sogar Strafanzeige gegen Bushido erstattet, allerdings kam es nicht zur Anklage.
Jan Böhmermann greift in seiner Schmähkritik zu ähnlichen Worten gegenüber dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan – bezeichnet ihn als Pädophilen, Sodomisten und schließlich als „Ziegenficker“. Die türkische Regierung verlangt deshalb strafrechtliche Konsequenzen gegen den Satiriker.
Erdogan-Kritik gleichzusetzen mit Wowereit-Diss?
Nun kann darüber diskutiert werden, ob Böhmermanns Schmähkritik mit Bushidos Rap-Texten vergleichbar ist. Mit seinem Tweet äußert Bushido eindeutig seine Meinung dazu: „Ist man ein #Boehmermann ist es Kunst, ist man Rapper landet es auf dem Index. Fickt Euch Ihr Feuilleton Lutscher!!!“
Klar ist, dass beide Männer im Namen der Kunst Politiker beleidigten. Natürlich ist abzuwägen, ob Satire und Musik zu Kunst zählen. Wenn das so ist, wäre die nächste Frage: Wann ist Kunst eigentlich Kunst und in welchem Fall wird Kunst zu einem strafrechtlichen Fall? In der Sache zwischen Bushido und Böhmermann wirft sich auch die Frage auf, ob hier Kunst unterschiedlich gemessen wird. Es scheint so, als wären Beleidigungen in Form von Satire gesellschaftsfähiger als Beleidigungen in Form von Rap, wie Focus Online berichtete.
Unterschiedliches Urteil für Böhmermann und Bushido
Bei Bushidos indiziertem Song „Stress ohne Grund“, urteilte die Jugendschutzbehörde, dass der Text verrohend wirke, zu Gewalt anrege und Frauen und Schwule diskriminiere. Böhmermanns Schmähgedicht wurde in einem offenen Brief von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner als geschmacklos, primitiv und beleidigend betitelt. Wird also Böhmermanns Geschmacklosigkeit und Beleidigung toleriert und hingegen Bushidos Verrohung und Diskriminierung verurteilt?
Die Antwort des TV-Satirikers auf Bushidos Tweet dürfte den Rapper noch mehr auf die Palme gebracht haben: Böhmermann hat den Tweet des Rappers kommentarlos retweetet.
(red)
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