“Keine Basis für solides Wirtschaften”: So lautet das Urteil der Fachgruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Vorarlberg über digitale Währungen, auch Kryptowährungen genannt. Bitcoin oder Ethereum hätten Zukunftspotenzial – wären aber auf absehbare Zeit keine echte Alternative zu traditionellen Geld- und Zahlungsmitteln. “Kryptowährungen sind nicht wertstabil”, macht Arnold Tollinger, stellvertretender Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister, deutlich.
Boom “keine Basis für solides Wirtschaften”
Als mahnendes Beispiel nennt er hier den Trend bei der boomartigen Preisentwicklung bei Bitcoins: Zu Beginn noch bei 1.000 US-Dollar gelegen, sind sind auf einzelnen Handelsplattformen bereits 10.000 Dollar aufzubringen. Obwohl es immer wieder Warnungen vor einer gefährlichen Preisblase bei der Digitalwährung gegeben hatte, scheint der Bitcoin bei immer mehr Anlegern auf Interesse zu stoßen.
“Das ist keine Basis für solides Wirtschaften, sondern eine Einladung zur Spekulation”, macht der Wertpapier- und Währungsexperte deutlich. Und Tollinger ortet ein weiteres Problem: Mittlerweile gebe es immer mehr Kryptowährungen, es sei aber komplett unklar, welche sich durchsetzen werde. Schließlich werde im Unterschied zu den gesetzlich anerkannten Währungen Kryptogeld nicht von der Zentralbank, sondern durch Private ausgegeben. Da die Anzahl an Bitcoins fixiert ist, kann die Geldmenge daher nicht zur Steuerung der Wirtschaft ausgeweitet oder reduziert werden. „Das hilft zwar gegen Inflation, kann aber bei einer Wirtschaftskrise wie im Jahre 2008 zu massiven Problemen führen“, verdeutlicht Tollinger.
Warnung vor Boom-Ende
Insbesondere für jene, die auf den Bitcoin-Zug aufspringen wollten, sei Vorsicht geboten. Laut Tollinger müsse ein eventueller Totalverlust einkalkuliert werden. Experten seien sich einig, dass der aktuelle Höhenflug ein baldiges Ende finden müsse. “Und zwar dann, wenn die Masse Kasse machen will. Wann das sein wird, kann niemand voraussagen. Aber wenn es soweit ist, bleibt außer heißer Luft in 90 Prozent der Fälle nicht viel für die Investoren übrig”, so Tollinger.
Wirtschaftskammer: Vorsicht bei Kaufaufforderungen
Als “unseriös” bezeichnet der Experte die zahlreichen Bitcoin-Kaufaufforderungen, die viele Vorarlberger aufgrund des Booms derzeit per Mail erreichen. “Von solchen Angeboten sollte Abstand genommen und zur Sicherheit ein regionaler Finanzexperte angefragt werden”, so Tollinger.
Blockchain als Zukunfts-Technologie
Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren von Kryptowährungen: Der sichere, kostengünstige und grenzenlose Transfer. Möglich macht dies die revolutionäre Blockchain-Technologie. “Bei Blockchain handelt es sich im Wesentlichen um eine Datenbank, die verschiedenen Nutzern gemeinsam zur Verfügung steht. Während Daten bisher zentral verwaltet wurden, etwa bei Banken, sorgt das neue System dafür, dass Daten dezentral kontrolliert und protokolliert werden. Das bedeutet: Der Nutzer wird Teil der Datenkontrolle”, erklärt Tollinger. Der Einsatzbereich für diese Technologie ist daher nicht nur auf Kryptowährungen oder Finanztransaktionen beschränkt. “Wenig überraschend also, dass Start-ups wie Pilze aus dem Boden schießen, um diese Technologie für neue Geschäftsmodelle zu entdecken”, weiß der stv. Obmann der Fachgruppe der Finanzdienstleister.
Wie geht es mit Bitcoin & Co weiter? Sofern die Kinderkrankheiten beseitigt werden, haben digitale Währungen durchaus das Potenzial, sich in der Masse durchzusetzen, glauben die Expertinnen und Experten der Fachgruppe Finanzdienstleister.
(APA/Red.)
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