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Bernhard Amann: "Vorarlberg ist ein Suchtland"

Bernhard Amann
Bernhard Amann ©VN
Hohenems - Am Dienstag wurde der Vorarlberger Suchtbericht 2018 vorgestellt. Für Bernhard Amman von der Drogenberatungsstelle Ex & Hopp ist klar: "Vorarlberg ist ein Suchtland".
Vorarlberger Suchtbericht 2018
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Zum aktuellen Vorarlberger Suchtbericht und den steigenden Kokain-Konsum in Vorarlberg haben wir Bernhard Amman von der Drogenberatungsstelle Ex & Hopp befragt:

Nimmt die Kokainszene in Vorarlberg zu? Wird mehr konsumiert?

Amann: Auf jeden Fall, dass ist gar keine Frage. Alle Suchtmittel (auch Amphetamine) nehmen in Vorarlberg zu. Vorarlberg ist ein Suchtland. Auf die Anzahl der Drogenkonsumenten gerechnet ist Vorarlberg die Nummer eins in Österreich. Wien kann man nicht zählen, weil da viele von anderen Bundesländern in die Statistik hineinkommen. Aber die meisten können mit ihrem Drogenkonum umgehen. Für den Großteil ist es Konsum statt Sucht. Die einen konsumieren Alkohol nach der Arbeit und andere halt Cannabis oder anderen Sachen.

Welche Gesellschaftsschichten konsumieren vermehrt Kokain?

Amann: Ich kenne Firmenabteilungen, bei denen fast jeder konsumiert. Also es betrifft eher die Mittel- und Oberschicht. Die haben nämlich einen hohen Leistungsanspruch und nehmen daher Koks um die Leistung zu steigern und auch zur Selbstmedikation. Bei denen ist es keine Sucht sondern Konsum. Ganz enorm ist der Konsum von Koks in der Gastronomie der Wintersportszene. Die haben lange Arbeitstage und nehmen es, um ihre Leistung erbringen zu können.

Wie kommen diese Personen zu ihren Drogen?

Amann: Die haben zumeist direkte Connections. Sie kaufen nicht von der Straße und sind vorsichtiger. Daher sind sie auch schwieriger zu verfolgen. Teilweise haben sie über Connections direkten Kontakt in Anbauländer und schalten damit Zwischenhändler aus.

Wird das Darknet zum zunehmenden Problem?

Amann: Das Darknet ist eine andere Geschichte. Klar wird es zum zunehmenden Problem. Allerdings bewegen sich da andere Konsumenten. Da wird eher experimentiert, auch weil es gefährlicher ist. Im Darknet geht es für Anbieter eher um Gewinnmaximierung. Es ist unkontrollierbarer und das ist das große Problem dabei.

VLK
VLK ©VLK

Haller sieht Kokain im Vormarsch

Der Psychiater und Suchtforscher Reinhard Haller sieht in Kokain die kommende Volksdroge. Das erklärte Haller am Dienstag bei der Präsentation des Vorarlberger Suchtberichts 2018. Haller, der den Suchtbericht als Drogenbeauftragter des Landes gemeinsam mit einem Forscherteam verfasst hat, stellte eine starke Zunahme beim Kokain-Konsum fest. Beim Thema Cannabis stelle sich angesichts der weltweiten Akzeptanz die Frage, wie man in Zukunft damit umgehen wolle. Derzeit werde beim Cannabis ja geradezu eine Mystifizierung betrieben, so Haller. “Es hat eine gewisse Heilwirkung, sie wird aber maßlos überschätzt”, befand der Experte. Im Rückgang begriffen sei der Heroin-Missbrauch, Heroin werde inzwischen als “Loser-Droge” gesehen.

Verhaltenssüchte

Auch die Verhaltenssüchte werden laut Haller in Zukunft eine große Rolle spielen, “No-na”, so Haller. Eine besondere Herausforderung stelle dabei die Therapie dar, weil man – Stichwort: Handy, Internet, soziale Medien – nicht schlicht auf Abstinenz setzen könne.

Weniger Drogentote
Weniger Drogentote ©VLK

(APA)

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