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Arztprozess: Weitere Zeugen – weitere Widersprüche

Ein Arzt muss sich derzeit vor Gericht verantworten.
Ein Arzt muss sich derzeit vor Gericht verantworten. ©VOL.AT/Christiane Eckert
Patienten und Angehörige sprechen von Zusichern, der Angeklagte relativiert.
Chemische Analyse

Donnerstag war für diese Woche der letzte Verhandlungstag rund um den kochsalzlösungsverkaufenden Arzt. Wieder kamen Zeugen zu Wort, die entweder selbst behandelt wurden oder für nahe Angehörige das Produkt „Powerlight“ kauften. So erzählt eine 30-jährige Frau, die seit zehn Jahren an Multipler Sklerose leidet, dass ihr acht Jahre schulmedizinische Betreuung nur wenig geholfen habe. Weil die Nebenwirkungen und der Protest vieler Organe so stark geworden war, versuchte sie es mit dem Produkt des Angeklagten. Auch ihr sicherte man sehr gute Chancen zu und machte ihr große Hoffnungen. Die Wirkung war gleich null, die 650 Euro will die Frau zurück.

Zulassung anvisiert

Ein weiterer Zeuge berichtet, wie er für seine damals krebskranke Frau eine alternative Hilfe suchte und durch einen Humanenergetiker auf den Angeklagten aufmerksam wurde. „Von jenen die in sieben Tagen die zweite Ampulle getrunken haben, ist noch niemand gestorben“, habe man ihm versprochen. Es sind immer wieder die gleichen Zusagen und Prognosen, die von den Zeugen im Verhandlungssaal berichtet werden. Nächsten Montag geht es weiter, heute pausiert die Schöffenverhandlung.

 

Kommentar von Gerichtsreporterin Christiane Eckert:

„Programmiertes Wasser, wie kann man so einen Blödsinn nur glauben?“ Derartige Kommentare sind öfters zu hören, wenn sich Außenstehende über den derzeit laufenden Prozess unterhalten. Doch es sind keine naiven Menschen, die hofften, glaubten und kauften, sondern sie hatten wenig Spielraum. Bei fast allen war die Schulmedizin am Ende der Weisheit angelangt. Chemotherapien, schwer verträgliche Medikamente, Misserfolg und Nebenwirkungen. Außerdem vertrauten sie auf den Status „Doktor der Medizin“. Wer verdächtigt schon einen Arzt?

Auch eine Allgemeinmedizinerin und ein Apotheker setzten trotz ihres Fachwissens auf die „Kochsalzlösung“ und besorgten schwer kranken Angehörigen um teures Geld wirkungslose Substanzen. Die meisten Käufer recherchierten im Internet, versuchten zu verstehen, was man ihnen erklärte. Doch genauso wenig wie wir die chemische Zusammensetzung und Wirkung von Cortison oder Antibiotika verstehen, so wenig nachvollziehbar war den meisten die angebliche Wirkung von Clustern oder bestrahltem Wasser. Doch diese Unwissenheit kann man Laien kaum vorwerfen, vor allem nicht, wenn sie mit allen Mitteln um ihr Leben kämpfen.

 

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