Angreifer von Lüttich stand auf Gefährderliste
Der Name des Täters habe wegen dessen Verbindungen zu Islamisten auf einer Überwachungsliste der Polizei gestanden, verlautete am Dienstag aus Ermittlerkreisen. Es werde vermutet, dass sich der Angreifer im Gefängnis radikalisiert habe.
Demnach war der 1982 geborene Benjamin H. ein wegen Raubüberfällen, Gewalttaten und Drogenhandels verurteilter Kleinkrimineller. Er saß seit 2003 in Haft und befand sich auf Freigang. Den Angaben zufolge beging er bereits am Montagabend in Südbelgien einen Mord. Die Staatsanwaltschaft bestätigte eine Verbindung zwischen den beiden Taten zunächst nicht. Laut Belgiens Justizminister Koen Geens hatte der Täter in der Vergangenheit etwa zwanzig Mal Freigang erhalten, ohne dass es zu Zwischenfällen kam.
Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um ein gezieltes Attentat auf Polizisten handelte. “Offenkundig war es das Ziel des Attentäters, die Polizei zu attackieren”, sagte Lüttichs Polizeichef Christian Beaupere. Vier Beamte seien bei dem Angriff verletzt worden. Einer von ihnen habe eine Verletzung der Oberschenkelarterie erlitten, er schwebe aber nicht mehr in Lebensgefahr.
Mit Dienstwaffe erschossen
Ein Mann griff am Vormittag in Lüttich zwei Polizistinnen mit einem Messer an, entwendete deren Dienstwaffen und erschoss sie sowie einen jungen Mann, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Danach nahm der Angreifer eine Geisel, bevor er von Spezialeinheiten getötet wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des “Verdachts auf eine terroristische Straftat”.
Die Gewalttat ereignete sich gegen 10.30 Uhr im Zentrum der nahe der Grenze zu Deutschland gelegenen Stadt. Staatsanwalt Philippe Dulieu zufolge griff der Mann die städtischen Polizeibeamtinnen hinterrücks mit einem Messer an, verletzte sie und tötete sie mit ihren eigenen Dienstwaffen. “Dann eröffnete er das Feuer auf ein geparktes Auto und tötete einen 22-jährigen Mann auf dem Beifahrersitz”, sagte Dulieu.
Der Angreifer flüchtete in eine Schule, wo er eine Angestellte der Schule kurzzeitig als Geisel nahm. Als eine Spezialeinheit der Polizei anrückte, “verließ er das Gebäude eröffnete das Feuer auf die Beamten und verletzte einige von ihnen, bevor er erschossen wurde”, sagte Dulieu. Die Geisel wurde nicht verletzt.
Der Ort des Geschehens in der Lütticher Innenstadt wurde weiträumig abgesperrt. Die Schüler der Bildungseinrichtung seien von den Ereignissen nicht direkt betroffen gewesen und umgehend evakuiert worden, sagte die Mutter eines siebenjährigen Kindes der Nachrichtenagentur AFP. Die Schule bleibt Mittwoch zunächst geschlossen.
Motiv zunächst unklar
Das Motiv des Angreifers blieb zunächst unklar. Ein von AFP kontaktierter Sprecher der Staatsanwaltschaft Lüttich konnte Presseberichte nicht bestätigen, denen zufolge er während des Angriffs “Allahu Akbar” (Gott ist groß) gerufen haben soll. Ein anderer Sprecher sagte, es gebe “Elemente, die in die Richtung einer terroristischen Straftat gehen”.
Nach Informationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTBF war der Angreifer erst tags zuvor aus der Haft entlassen worden. Benjamin H., geboren 1982, sei der Polizei als kriminell und gewaltbereit, jedoch nicht als “radikalisiert” bekannt gewesen, berichtete der Sender. Nach mehreren Gefängnisstrafen soll er zur Vorbereitung auf seine Resozialisierung aus dem Gefängnis entlassen worden sein.
“feige und blinde Gewalt”
Der belgische Premierminister Charles Michel bezeichnete den Angriff als “feige und blinde Gewalt”. “Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser abscheulichen Tat in Lüttich”, erklärte der belgische Innenminister, Jan Jambon, im Kurznachrichtendienst Twitter. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die “schreckliche Attacke” von Lüttich. Er sicherte den Belgiern die Solidarität der Franzosen zu.
Seit 2016 ist Belgien Schauplatz mehrerer Angriffe auf Militär- oder Polizeibeamte geworden. Der letzte als “terroristisch” eingestufte Anschlag ereignete sich am 25. August 2017, als ein 30-jähriger Mann Soldaten im Zentrum von Brüssel mit einem Messer angriff.
Am 22. Jänner hatte Belgien nach drei Jahren die Terrorwarnstufe gesenkt. Der belgische Antiterror-Stab Ocam beschloss am Dienstag, die Alarmstufe zwei beizubehalten, was einer “unwahrscheinlichen” Bedrohung entspricht.
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